lymphbahnen und craniosacrale Osteopathie
Geistesblitz der Forschung: Lymphe im Hirn.

Die Anatomiebücher müssen umgezeichnet werden. Im Jahr 2015 machten Forscher der University of Virginia, genauer: Professor Jonathan Kipnis und sein Team aus den dortigen Abteilungen für Neurowissenschaft und Gehirn-Immunologie, eine wichtige Entdeckung:

In unseren Hirnhäuten gibt es das, wovon Sie vielleicht dachten, deren Existenz wäre maximal für die mögliche Linderung von Tränensäcken notwendig — Lymphbahnen. Diese dort bisher unentdeckten Lymphgefäße sind verbunden mit
den anderen in Gesicht und Körper, also: Teil des Lymphsystems.

Lymphe wozu?

Wenn Blut, laut Goethe, schon ein ganz besonderer Saft ist, dann Lymphe nicht weniger: Die vernachlässigte kleine Schwester der Blutbahn nimmt die Teile und Stoffe der Gewebsflüssigkeit auf, die zu groß sind um durch die Zellwand der Blutbahn zu kommen. Die Lymphbahnen versorgen und entsorgen das Gewebe und transportieren nebenbei Bakterien zum nächstgelegenen Lymphknoten, wo sich dann dort konzentrierte Lymphozyten mit ihnen beschäftigen. Im Erfolgsfall: Die Bakterien zerstören. Insofern ist das Lymphsystem immens wichtig für die Immunabwehr. Als Nebentätigkeit erfüllen die Lymphbahnen noch eine weitere Funktion im System des menschlichen Körpers: Sie nehmen verschiedene verdaute Fette aus dem Darm auf und transportieren diese dann die Mitte des Körpers hoch bis zur Blutbahn.

Lymphbahn-Entdeckung — Die Fragestellung der Forscher.

Vor neuartigen Entdeckungen stehen meist neugierige Fragen. Die Neugiernasen um Professor Kipnis waren von einer sie drängenden Frage beseelt: Wie kommt es, dass neurologische Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, so oft auch eine Schwächung des Immunsystems nach sich ziehen? Eine Frage, die ich aufgrund meiner Osteopathieausbildung umgehend mit der Existenz von Liquor, also Gehirnflüssigkeit, erklärt hätte, die ja über Nerven und venöse Blutbahn auch in den Körper vordringt.

Statt mich zu fragen, untersuchten die Forscher jedoch Mäusegehirne und fanden in deren Hirnhäuten Lymphozyten in einer besonderen Anordnung vor. Daraufhin untersuchten sie die Hirnhäute genauer. Und Bingo: Lymphbahnen an Orten, wo sie laut medizinischen Lehrbüchern nicht existierten!

Lymphbahnen: Was sie für Ihr Gehirn bedeuten.

Die schulmedizinische Forschung erhofft sich durch die Entdeckung weitere Erkenntnisse über neurologische Erkrankungen und Immunsystem. Ob die Lymphbahnen in den Hirnhäuten für die Osteopathie wichtig sind oder werden? Ich könnte mir vorstellen, dass neben der craniosacralen Arbeit mit Liquor, auch die Lymphdrainage des Kopfes wieder eine größere Rolle spielen könnte. Und Sie? Machen Sie sich keinen Kopf. Entspannen Sie. Vor allem Ihr Gehirn, ganz speziell die Lymphgefäße.

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Susanne Hake

Master of Fine Arts (USA), bietet Osteopathie, Körperpsychotherapie und Coaching.

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