Suppenhuehner.
Das Geheimnis des Suppenhuhns.

Wenn Oma oder Mami dem grippekranken Kind eine dampfende selbstgekochte Hühnersuppe reicht, verzieht sich die Grippe und alle atmen gesund auf. Weil Hühnersuppe ein 1 A Plazebo ist? Weil schon Kochen und Verzehr ein Dampfbad für den Nasen- und Mundraum bewirkt?

Oder sind es doch Inhaltsstoffe und Zubereitung dieser speziellen Suppe?

Hühnersuppe und historische Behauptungen

Im 12. Jahrhundert äußerte sich einer der bedeutendsten Gelehrten Moses Maimonides, andalusisch-nordafrikanischer jüdischer Arzt und Philosoph, zu dem Thema Hühnerbrühe: Der Verzehr würde „korrumpierte Körpersäfte ausgleichen“1  Besonders die „schwarzen Körpersäfte“, womit sich die Hühnerbrühe insbesondere gegen Lepra als heilsam erweise. Seitdem wurde diese Information als Volksweisheit beziehungsweise Ammenmärchen durch die Generationen weitergetragen. Eine Serie von Weltbesellern erschien unter dem Titel Chicken Soup for the Soul – Hühnersuppe für die Seele mit inspirierenden bis süßlich kitschigen Geschichten. Wissenschaft, wo bleibst du, wenn wir dich am dringendsten brauchen?

Studien: Hühnersuppe für den Körper

  • Im Jahr 2000 veröffentlichte die medizinische Fachzeitschrift CHEST eine Studie der Universität von Nebraska2. Der Titel: Hühnersuppe hemmt die Chemotaxis der Neutrophilen in vitro. Was bedeutet: Die Bewegung der am häufigsten vorkommenden weißen Blutkörperchen (hin zum Entzündungsort) wird durch die Inhaltsstoffe der Suppe gehemmt. Das wurde wiederum außerhalb eines lebenden Organismus, also z.B. einem Reagenzglas gemessen.
  • Eine Studie aus dem Jahr 20123 findet heraus, dass eine chemische Verbindung, die in der Hühnerbrühe (und auch in der Hühnerbrust) gehäuft anzutreffen ist, gegen Influenza vom Typ A wirkt: Carnosin.
  • Im gleichen Jahr veröffentlichte eine Fachzeitschrift für Gastroenterologie4 einen Artikel darüber, dass Gelatine die Darmgesundheit unterstützt. Gelatine ist in Knochenbrühe enthalten, also auch in Hühnersuppe. Ein gesunder Darm bedeutet: Hohe Wahrscheinlichkeit eines gut funktionierenden Immunsystems.

Es spricht also – neben Mythos, Gemütlichkeit und dem sinnlichen Dampf- und Geschmackserlebnis – einiges dafür, das eigene Süppchen zu kochen.

1. Maimonides, M. 1974. On the Cause of Symptoms. Oakland, California: University of California Press. 118.

2. Rennard, Stephen et al.. 2000. Chicken Soup Inhibits Neutrophil Chemotaxis In Vitro. CHEST 2000; 118:1150–1157.

3. Abizhayev, Mark A. & Deyev, Anatoly. 2012. Management of the Virulent Influenza Virus Infection by Oral Formulation of Nonhydrolized Carnosine and Isopeptide of Carnosine Attenuating Proinflammatory Cytokine-Induced Nitric Oxide Production. American Journal of Therapeutics. 2012; 19 (1): 25-47.

4. Frasca, Guiseppina; Cardile, Venera et al.. 2012. Gelatin tannate reduces the proinflammatory effects of lipopolysaccharide in human intestinal epithelial cells. Clinical and Experiential Gastroenterology. 2012; 5: 61–67.

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Susanne Hake

Master of Fine Arts (USA), bietet Osteopathie, Körperpsychotherapie und Coaching.

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