Osteopathie ist Philosophie
Osteopathie — praktische Philosophie.

„Osteopathie ist keine Methode zur Behebung von Symptomen, und Osteopathie ist keine Therapie zur Bekämpfung von Erkrankungen. Letztlich geht es darum, jeden Menschen in seiner Einmaligkeit zu erkennen, zu respektieren und zu fördern.“ Torsten Liem

Was machen sie denn so beruflich, werde ich manchmal gefragt. „Osteopathie.“ „Ach, das hat meine Oma auch“ war dann schon häufiger die Reaktion. Kein Witz.

Das hat mich bis vor kurzem noch geärgert. Es kann doch nicht meine Aufgabe sein, einen in Deutschland ohnehin weitgehend ungeschützten Begriff zu erklären?! Doch – es ist wohl meine Aufgabe.

Über die offizielle Definition der Osteopathie und der drei Gebiete der Osteopathie habe ich hier schon ausführlich geschrieben. 

Die Entwicklung und der Geist dahinter

Ursprünglich stammt die Osteopathie aus den USA. Im neunzehnten Jahrhundert zu Zeiten des Bürgerkrieges entdeckte Andrew Taylor Still, Arzt,  Sklavereigegner und Verfechter der Frauenrechte, diese Heilform. Er hatte als Arzt und Feldarzt den Glauben an die damals tatsächlich oft hochgiftigen Medikamente verloren. Als dann auch noch drei seiner vier Kinder an Meningitis starben, die damals übliche Medizin nicht helfen konnte, suchte er nach Alternativen. Im Jahr 1874 fand er sie.

Die zwei Grundlagen der Osteopathie

  1. Fundierte Anatomie-Kenntnis des Osteopathen oder der Osteopathin, die zu einer genauen Diagnostik und effektiven Behandlung führt.
  2. Die Bedeutung des Begriffs Gesundheit: Salutogenese. „Krankheit finden kann jeder. Gesundheit finden ist das Ziel des Osteopathen“, wird Andrew Taylor Still zitiert.

Wie ich diese Philosophie verstehe

Ich halte diese Form der Medizin und Philosophie für sehr zeitgemäß. Osteopathie empfinde ich als nicht normativ und das als befreiend. Schon in der körperlichen Untersuchung wird zum Beispiel die Beweglichkeit eines Beines nicht mit einer standardisierten Vorgabe verglichen, sondern mit der Beweglichkeit des anderen Beines. Es wird, zumindest von den LehrerInnen, die mir viel beibrachten, auch nicht von einem männlichen oder weiblichen Becken gesprochen.

„Das Häufige ist häufig“, zitierte mein Dr.med. Differentialdiagnostik-Dozent zwar wiederum seinen Professor. Doch in der Osteopathie ist Platz für die Einzigartigkeit, das je ne sais quoi — wie eine französische Philosophin vielleicht sagen würde — Gott wie Andrew Taylor Still oft sagte.

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Susanne Hake

Master of Fine Arts (USA), bietet Osteopathie, Körperpsychotherapie und Coaching.

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