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Die gute Nachricht: Selbstliebe wird immer weniger mit Selbstsucht oder Narzissmus verwechselt. Denn beide sind höllenweit davon entfernt. Selbstliebe ist gesund. Sie bedeutet, sich selbst, inklusive Schwächen und Stärken, annehmen zu können. Nicht: Sich selbst aufzublasen, um andere kleinzumachen. Schon Erich Fromm formulierte, dass Selbstliebe eine Bedingung dafür ist, andere lieben zu können.

Warum kann Selbstliebe schwierig sein?

Menschen sind die Säugetiere, die am längsten von anderen abhängig sind. Nicht nur dass sie gestillt, gefüttert und ausgebildet werden. Sie sind auch seelisch abhängig. Bis zum 7. Lebensjahr saugen sie die Einflüsse ihrer Umgebung auf, wie ein Schwamm.

Das sind oft auch kritische Blicke und feindselige Bemerkungen. Ob von den Eltern, den ErzieherInnen oder den Nachbarn. Sind die Eltern ehrgeizig, denn die Kinder sollen es ja schließlich mal besser haben, wird Liebe mit Leistung in Zusammenhang gebracht. Und wie gemein Kinder und Teenager untereinander sein können? Worte wie ‚Missgeburt‘ oder ‚Opfer‘ zählen hier zu den gängigen Kosenamen.

Den Gedanken überhaupt zuzulassen, dass selber Schwächen zu haben, akzeptabel sein könnte. Und daraufhin diese Schwächen auch noch zu akzeptieren, ist in einem solchen Umfeld schon revolutionär. Doch der Preis, dies nicht zu tun, ist ebenfalls hoch. Wir sind sonst weiter manipulierbar, immer auf die Akzeptanz anderer angewiesen. Das wiederum ist ein Zustand, der mit viel Stress verbunden ist. Stress, den viele gar nicht als solchen bemerken. Denn: Es allen recht machen zu wollen, ist gleichzeitig oft auch mit Perfektionismus verbunden. Eine wirklich ungesunde und blockierende Kombination. Die direkt in den Burnout führen kann.

Selbstliebe – heilsamer Fokus

Sanft mit sich, beziehungsweise dem eigenen inneren Kind umzugehen, kann geübt werden. Ein Heilmittel dafür? Die Meditation, die es ermöglicht, uns selbst sanft und wohlwollend auf die Schliche zu kommen. In diesen raren, doch leicht erreichbaren Momenten, in denen wir bemerken, dass wir viel mehr sind, als unser Äußeres, unsere Emotionen oder unsere Gedanken. Wir sind das, was wahrnimmt und damit unendlich. Und manchmal haben wir während einer solchen Meditation auch einfach ein AHA-Erlebnis, das vielleicht auch das Prädikat ‚Erleuchtung‘ verdient hat:

Ein praktisches Beispiel

Anfang dieses Jahrhunderts nahm ich, über das damals schon vorhandene Internet, an einer geführten Meditation teil. Es handelte sich um eine Variante der Metta-Meditation. Ich war an dem Morgen etwas ungeduldig, muss ich zugeben. Ich fand schon die Anleitung für Haltung und Atmung etwas viel. Die Person, die die Meditation anleitete, sprach dann nach ein paar Minuten die Worte: „Und nun liebe alle Personen, die jetzt im Raum sind.“ Augenblicklich hörte ich ganz laut einen Gedanken, in meinem Kopf. Und es fällt mir nicht leicht, den zuzugeben: „Wie bitte? Ich meditiere doch nicht, wenn jemand im Raum ist!“

Dauerte etwas. Doch dann hatte ich es begriffen. Und war der Selbstliebe etwas näher gekommen:

Selbstliebe beginnt damit, die eigene Präsenz wahrzunehmen.

Selbstliebe beginnt damit, die eigene Praesenz wahrzunehmen Zitat

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Susanne Hake

Master of Fine Arts (USA), bietet Osteopathie, Körperpsychotherapie und Coaching.

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