Osteopathie und Schweigen.
Osteopathie. Und was Wittgenstein
dazu sagen würde.

Bei kaum einem Thema werden Sie einen Osteopathen oder eine Osteopathin so hellhörig werden sehen, wie wenn ein/e KollegIn die Frage beantwortet, was Osteopathie überhaupt ist. Warum? Weil Osteopathie so schwer erklärbar ist? Weil wir uns sobald das Heilmittelwerbegesetz möglicherweise ins Spiel kommt, massiv auf die Zunge beißen und auf die tippenden Fingerchen kloppen müssen?

Osteopathie ist… Versuch einer Antwort.

All das obige und noch mehr. Der Gründer der Osteopathie, Andrew Taylor Still, hat uns nämlich mit der Osteopathie an sich einen großen, mit der Verwendung des Wortes Osteopathie aber überhaupt keinen Gefallen getan. Denn Osteo heißt Knochen und Pathie kommt von Pathos und heißt soviel wie Leiden. Ausgerechnet. Voll die Problemtrance! Geht es doch um Freiheit vom Leiden. Und mitnichten nur um Knochen. Auch um Faszien. Auch um kraniosakrale Osteopathie und die ist ja wohl definitiv mehr als Knochen und hat das Leiden schon lange transformiert. Und manch ein Osteopath und manch eine Osteopathin aus Europa beschäftigt sich gar mit der viszeralen Osteopathie nach dem Franzosen Baral. Wie sich sich denken können hat die herzlich wenig mit Knochen, doch viel mit delikaten Innereien zu tun.

Wie Wittgenstein die Frage beantworten würde

Ich könnte jetzt die offizielle Erläuterung meines Osteopathieverbandes V.O.D. hervorholen, um rechtssicher, glatt und mit viel duplicate content die Frage zu beantworten. Nichts da. Ich wage mich zu originellen Höhen meiner Wahrheit: Osteopathie wurde von Andrew Taylor Still entwickelt, begann vor allem mit den Knochen und Gelenken, doch auch den Zu- und Abflüssen der Organe, die Ganzheit des Körpers wird betrachtet. Seit Still hat sich die Osteopathie weiterentwickelt und das besondere an ihr ist, dass sie wirklich jeden Menschen nicht nur in seiner Ganzheit, sondern auch in seiner Einzigartigkeit betrachtet. Sie auszuüben erfordert Wissen, die Fähigkeit zu analytischem Denken und eine ungeheure Feinfühligkeit, die im sonstigen Alltag kaum gefragt ist. Osteopathie ist einerseits die Logik des Maschinenbaus des menschlichen Körpers mit all seinen Pfeilern, Hebeln, Drähten und der verdrahteten Elektromechanik. Und andererseits? Auf die Zunge beiß, auf die Fingerchen klopp: Je ne sais quoi? Ach, ich übergebe an einen Philosophen, Wittgenstein:

Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.

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Susanne Hake

Master of Fine Arts (USA), bietet Osteopathie, Körperpsychotherapie und Coaching.

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