Vagusnerv-ursprung-beschreibung

Vagusnerv heißt der zehnte Hirnnerv. Er ist dabei nicht nur einer von Zwölfen, sondern der sogenannte Lieblingsnerv der Osteopathen. Manche nennen ihn sogar Selbstheilungsnerv. Doch: Wo ist sein Ursprung?

Was ist der Weg des Herumschweifenden, die deutsche Übersetzung für Vagus? Selbst Fachbücher wie ‚Neuroanatomie‘ (Trepel, Martin; 2008,  Elsevier Verlag) brauchen mehr als ein Kapitel zur Erklärung. Damit du ihn dir vorstellen kannst und dir seine Wirkung bewusst machst, zeichne ich ihn zunächst mal in Worten.

So als würden wir gemeinsam die Reise durch den Körper gehen. Vor der Abfahrt jedoch zunächst mal die großflächige Landkarte: Der Vagusnerv ist Teil des komplementär funktionierenden vegetativen Nervensystems. Genauer gesagt: Des parasympathischen Anteil dieses Nervensystems. Einen Link zu einer anschaulichen Erklärung dieses, auch autonomes Nervensystem genannten, Modells findest du hier.

Vagusnerv – Hochleistungsentspannung mit Ursprung in vier Hirnkernen

Die Leistungsvielfalt des Vagusnervs ist beeindruckend: Einerseits ist er viszero-motorisch, heißt: er verursacht Bewegungen in den Eingeweiden. Genauer: die der unwillkürlichen Muskulatur dort. Das nicht nur allgemein, sondern auch speziell. Andererseits ist er auch viszero-sensibel. Er fühlt, was in den Eingeweiden vor sich geht. Zudem geht seine Sensibilität sogar über die Eingeweide hinaus: Er ist auch empfänglich für bewusste Körperempfindungen. Eben nicht nur die eher unbewussten, weil unwillkürlichen Empfindungen.

Insgesamt also vier unterschiedliche Leitungsqualitätem, die dieser Nerv aus nur vier Kernen im Hirnstamm speist.

Nucleus ambiguus – viszero-motorisch speziell zu Schlund und Kehlkopf

Nucleus ambiguus ist der Kern, den sich der Vagus mir einem anderen Hirnnerv, nämlich dem Neunten teilt. Deshalb wohl auch ambiguös, mehrdeutig. Dieser Nachbar heißt Glossopharyngeus und versorgt Zunge und Schlund speziell viszero-motorisch. Nicht nur diese Leitungsqualität teilen sich die beide, sondern auch den Weg zum Schlund. Erinnerst du dich als du dem Kinderarzt die Zunge rausstrecktest und dabei laut „Ah…“ sagen musstest? Da wurde unter anderem das Gaumenzäpfchen getestet, das der Vagusnerv motorisch versorgt. Der Vagus geht vom Nucleus ambiguus aus jedoch noch einen anderen Weg, nämlich den zum Kehlkopf. Dort versorgt er auch die Stimmbänder motorisch. Kein Wunder also, dass der vorhandene oder nicht vorhandene Schmelz einer Stimme mit Emotion und Entspannung verbunden ist.

Nucleus dorsalis n. vagi – allgemeine viszero-motorische Hals-Darm-Leitung

Der Anteil, der den Nerv aus diesem Kern verlässt, ist der allgemeine parasympathische Anteil. Derjenige, dem der Vagusnerv den Vagabunden-Status verdankt. Er motorisiert aus seine entspannte Art vom Hals über Brustraum, wo er Herz und Lungen versorgt, über die Verdauungsorgane bis in den Dickdarm hinein. Genauer gesagt: bis in die linke Kolonflexur hinein.

Nucleus tractus solitarii – einzigartig viszero-sensibel atmen, verdauen, schmecken

Hier kommen die Empfindungen aus den Atem- und Verdauungs-Organen an, ebenso die Geschmacksnerven des Kehldeckels. Der Vagusnerv nimmt den bitteren Geschmack wahr. Hier kommen auch Informationen über den Blutdruck aus der rechten Herzkammer und dem Aortenbogen an und werden weitergeschaltet.

Nucleus spinalis n. trigemini – willkürlich sensibel aus Kehle, Ohr und Hirnhaut

Hier entspringen die somato-sensiblen Nerven, die Informationen aus dem sogenannte willkürlichen Nervensystem bereitstellen. Genauer: Aus dem Kehlkopf, dem Gehörgang, der Ohrmuschel und durch einen speziellen Ast auch von den Hirnhäuten der hinteren Schädelgrube. Wie bewusst willkürlich diese Nerven angesteuert werden können, sei mal dahingestellt. Tief gehen die Botschaften aus diesen Bereichen auf jeden Fall.

Vagusnerv: Synergetisch und komplementär

Der Vagusnerv bleibt interessant. Viel wird inzwischen auch über die Polyvagal-Theorie gesprochen. LInk zu Artikel über Polyvagal-Theorie. Dort wird unter anderem von der speziellen Bedeutung des Vagusnervs für die Kommunikation gesprochen. Eigentlich selbstverständlich, dass die Kommunikation unter Menschen besser funktioniert, wenn sie parasympathisch auf Erholung, Verdauung und Selbstheilung eingestellt sind, als wenn sie sich im Kampf- oder Flucht-Modus des Parasympathikus befinden, oder? Doch hier hilft dann auch angeblich der Aspekt des Totstellens. Auf jeden Fall sind diese Theorien interessant.

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Susanne Hake

Master of Fine Arts (USA), bietet Osteopathie, Körperpsychotherapie und Coaching.

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